Wie Yoga bei Krebs helfen kann.

Wie Yoga bei Krebs helfen kann.

Krebs ist eine der schwerwiegendsten Diagnosen, die ein Mensch erhalten kann. Oft bricht für die Betroffenen die Welt zusammen. Der Alltag ist oft von Ängsten und medizinischen Behandlungen, wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Operationen beherrscht. Aus diesem Grund suchen viele der Betroffene nach zusätzlichen Wegen, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Eine zunehmend beliebte Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie und zur Bewältigung des Alltags nach der Diagnose ist Yoga. Doch wie genau kann Yoga Krebspatient*innen helfen?  

Wie hilft Yoga Krebs-Erkrankten? 

Viele Krebspatient*innen leiden unter erheblichen körperlichen Einschränkungen, die ihren Alltag stark beeinflussen. Chronische Müdigkeit (Fatigue), Rückenschmerzen, Übelkeit, Schlaflosigkeit und zahlreiche weitere Beschwerden können das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Selbst einfache alltägliche Aufgaben werden dadurch oft zur Herausforderung. 

Doch nicht nur der Körper ist betroffen – auch die mentale Gesundheit kann durch die Diagnose und die damit verbundenen Belastungen stark leiden. Gefühle der Angst und Unsicherheit sind allgegenwärtig, und nicht selten entwickeln sich Depressionen, Angstzustände oder sogar Panikattacken. Das Vertrauen in den eigenen Körper schwindet, viele Betroffene fühlen sich entfremdet und erleben eine innere Distanz zu sich selbst. 

Und genau hier kann Yoga helfen. Die ganzheitliche Praxis kombiniert sanfte Körperübungen, Atemtechniken und Meditation – eine Verbindung, die auf mehreren Ebenen wirkt und das körperliche sowie mentale Wohlbefinden nachhaltig verbessern kann. 

Studien wie Long-Term Changes of Symptoms of Anxiety, Depression, and Fatigue in Cancer Patients 6 Months After the End of Yoga Therapy (Lundt, A. 2019) zeigen, dass regelmäßiges Yoga-Training langfristige positive Effekte auf die mentale Gesundheit haben kann. Sechs Monate nach der Yoga-Therapie berichteten Patient*innen von einer deutlichen Linderung typischer Begleitsymptome wie Fatigue, Ängsten und Depressionen. Besonders das Fatigue-Syndrom, das viele KrebsPatient*innen stark beeinträchtigt, zeigte eine nachhaltige Verbesserung. Zudem fördert Yoga das allgemeine Wohlbefinden und hilft den Betroffenen, sich wieder stärker mit ihrem Körper zu verbinden. 

Auch die Studie Review of Yoga Therapy During Cancer Treatment (Danhauer, S. 2018) bestätigt die Wirksamkeit von Yoga als begleitende Maßnahme während der Krebstherapie. Die Untersuchung zeigt, dass Yoga eine unterstützende Rolle bei der Bewältigung von Nebenwirkungen der Krebsbehandlung spielt. Patient*innen, die regelmäßig Yoga praktizierten, erlebten weniger Stress, eine bessere Schlafqualität und eine gesteigerte emotionale Stabilität. Diese positiven Effekte können sich nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig auswirken und somit die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern. 

Außerdem werden durch Dehnungen und Entspannungsübungen das parasympathische Nervensystem aktiviert. Eine ausgeglichene Balance zwischen dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem stärkt das Immunsystem und hemmt Entzündungsprozesse. Dadurch kann der Körper zusätzlich zu medikamentösen Behandlungen effektiv bei der Heilung unterstützt werden.   

 

Zudem hilft Yoga bei krankheitsbedingten Schlafstörungen, da der Körper wieder lernt, in einen Zustand der Entspannung zu gelangen. Durch das bewusste Loslassen und Zulassen während der Praxis speichert der Körper diese Erfahrung ab, sodass es auch außerhalb der Yogastunde leichter fällt, zur Ruhe zu kommen. 

Ein wesentlicher Vorteil von Yoga liegt in seiner Anpassungsfähigkeit. Die Übungen können individuell auf den Gesundheitszustand und die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten werden – sei es durch sanfte Dehnungen, die Verspannungen lösen, Atemtechniken, die das Nervensystem beruhigen, oder Achtsamkeitsübungen, die Ängste und Stress reduzieren. Selbst Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen können von Yoga profitieren, da es auch in liegender oder sitzender Position oder auch mit Hilfsmitteln praktiziert werden kann. 

Ein weiterer bedeutender Aspekt ist die Wiederherstellung des Körperbewusstseins. Viele Krebspatient*innen erleben durch ihre Erkrankung und die medizinischen Behandlungen eine Entfremdung des eigenen Körpers. Das Vertrauen in die eigene Kraft schwindet, und Gefühle der Ohnmacht oder Hilflosigkeit können entstehen. Yoga bietet einen geschützten Raum, in dem Betroffene sich selbst wieder auf eine neue Weise begegnen können – mit mehr Achtsamkeit, Mitgefühl und Selbstvertrauen. 

Yoga hilft, die mentale Widerstandskraft zu stärken und den Heilungsprozess auf emotionaler Ebene zu unterstützen. Regelmäßige Praxis kann Stresslevel senken, das Immunsystem stärken und das allgemeine Wohlbefinden nachhaltig verbessern. Damit ist Yoga weit mehr als nur Bewegung – es ist eine ganzheitliche Methode, um Kraft zu schöpfen, die eigenen Ressourcen zu aktivieren und mit der Erkrankung besser umzugehen.  

Yoga schafft nicht nur kurzfristige Erleichterungen, sondern kann auch langfristig das Wohlbefinden stärken. Vor allem wird eine Verbesserung in der mentalen Gesundheit gezeigt, selbst 6 Monate nach einer Yoga-Therapie (Lundt, 2019). Außerdem wird in anderen Studien auch beschrieben, dass bei geheilten Krebs-Patient*innen, die nach ihrer Genesung weiterhin Yoga praktiziert haben, weniger Rückfälle gab. 

 

Darf jeder Krebs-Erkrankte Yoga üben? 

Krebspatient*innen können Yoga üben, da es individuell an ihre Bedürfnisse angepasst werden kann. Verschiedene Yoga-Stile und Hilfsmittel wie Blöcke machen die Praxis zugänglich, auch bei körperlichen Einschränkungen.  

Wichtig ist jedoch, dass Yoga keine Alternative zur medizinischen Behandlung ist. Krebspatient*innen sollten vor Beginn einer Yoga-Praxis immer Rücksprache mit ihrem Arzt halten, um sicherzustellen, dass die Übungen sicher und förderlich für ihren Gesundheitszustand sind. 

Welche Art von Yoga sollte praktiziert werden? 

Besonders sanfte Yoga-Stile sind für KrebsPatient*innen empfehlenswert, da sie den Körper schonend unterstützen und Entspannung fördern, zum Beispiel:  

  • Hatha Yoga eignet sich ideal für Einsteiger, da es langsame, kontrollierte Bewegungen mit bewusster Atmung kombiniert. 
  • Restoratives Yoga ist eine besonders sanfte Form, die mit Hilfsmitteln wie Kissen oder Decken arbeitet, um tiefe Entspannung zu ermöglichen.
  • Yin Yoga konzentriert sich auf lang gehaltene Positionen und intensive Dehnungen, wodurch Verspannungen in der tiefen Muskulatur gelöst werden können.
  • Yoga Nidra, auch als „yogischer Schlaf“ bekannt, ist eine Form der tiefen Entspannung, die das parasympathische Nervensystem aktiviert, das Immunsystem stärkt und Heilungsprozesse unterstützt.   

Welche Yoga-Art am besten geeignet ist, sollte jeder individuell für sich entscheiden – hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist, dass KrebsPatient*innen vor Beginn ihrer Yoga-Praxis mit ihrem behandelnden Arzt sprechen, um sicherzustellen, dass Yoga in ihrer spezifischen Situation sinnvoll ist. Zudem kann es hilfreich sein, einen spezialisierte Yoga-Lehrer*innen zu finden, der auf die besonderen Bedürfnisse von KrebsPatient*innen eingeht. Die eigene Wahrnehmung spielt dabei eine entscheidende Rolle – Yoga sollte niemals Schmerzen verursachen und immer im eigenen Tempo praktiziert werden. Auch kann es optimal sein, verschiedene Yoga-Richtungen miteinander zu verbinden. An erster Stelle soll stehen, was tut dem/der Patient*in gut. 

 

In welcher Phase kann ich mit Yoga beginnen? 

Yoga kann in jeder Phase der Erkrankung eine unterstützende Rolle spielen. Zu Beginn hilft es, mit der lebensverändernden Diagnose umzugehen, sie zu verarbeiten und die neuen Lebensumstände anzunehmen.  

Während einer schulmedizinischen Behandlung kann Yoga dazu beitragen, den Körper zu stärken und die Therapie besser zu verkraften. Auch kann Yoga helfen, Nebenwirkungen wie Haarausfall, Muskelschmerzen oder depressive Verstimmungen zu lindern. Studien haben gezeigt, dass KrebsPatient*innen, die während ihrer Erkrankung Yoga praktizieren, diese Symptome seltener erleben. 

Außerdem konnte beobachtet werden, dass Patient*innen, die nach einer erfolgreichen Behandlung weiterhin Yoga in ihren Alltag integrieren, ein geringeres Rückfallrisiko haben.   

Auch in der letzten Phase der Erkrankung, wenn keine wirksame Behandlung mehr möglich ist und sich mit dem Sterben befasst, werden muss, kann Yoga unterstützend wirken. Durch seine spirituellen Praktiken kann es helfen, Ängste und Unsicherheiten in dieser Phase zu reduzieren. Viele Yoga-Stile befassen sich mit Themen wie Reinkarnation oder dem bewussten Loslassen, was für manche Menschen in dieser Zeit Trost und innere Ruhe spenden kann und vielleicht auch etwas die Angst etwas nehmen kann.   

 

Fazit  

Yoga mag keine medizinische Behandlung ersetzen, doch es stellt eine wertvolle Ergänzung zur Krebstherapie dar. Es bietet KrebsPatient*innen eine sanfte Möglichkeit, den Körper zu mobilisieren und den Geist zu beruhigen, wodurch die physischen und emotionalen Belastungen der Erkrankung besser bewältigt werden können. Durch gezielte Atemübungen und sanfte Asanas hilft Yoga, Stress abzubauen, Verspannungen zu lösen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Besonders bei der Linderung von Ängsten, Depressionen und dem Fatigue-Syndrom hat sich Yoga als äußerst wirksam erwiesen. 

Für Patient*innen, die unsicher sind, wie sie mit Yoga beginnen können, ist es empfehlenswert, mit einfachen Atemtechniken oder sanften Bewegungen zu starten. Schritt für Schritt lässt sich so herausfinden, welche Übungen guttun und welche im eigenen Tempo praktikabel sind. Der große Vorteil von Yoga liegt in seiner Flexibilität: Es kann individuell angepasst werden, um den spezifischen Bedürfnissen jedes Patient*innen gerecht zu werden. Auch wenn Yoga keine sofort sichtbaren physischen Veränderungen herbeiführen muss, hat es dennoch einen tiefgreifenden Einfluss auf das emotionale Gleichgewicht und die Lebensqualität. 

Letztlich geht es beim Yoga nicht nur um körperliche Bewegung, sondern auch um Achtsamkeit und Mitgefühl sich selbst gegenüber. In dieser herausfordernden Zeit bietet Yoga die Möglichkeit, Momente der Ruhe und des inneren Friedens zu finden, die den Heilungsprozess fördern und die Lebensqualität sowohl während der Behandlung als auch danach nachhaltig verbessern können. 

 
 

Verweise 

Anna Lundt, E. J. (25-Jan-2019). Long-Term Changes of Symptoms of Anxiety, Depression, and Fatigue in Cancer Patients 6 Months After the End of Yoga Therapy. PMC PubMed Central: SageJournals. 

Suzanne C. Danhauer, E. L. (2018). Review of Yoga Therapy During Cancer Treatment. PMC PubMed Central: SpringerNature Link. 

 
 
 
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